Endlich wieder ausschlafen in einem bequemen Bett... Das war schön...
Als erstes wollte sich Holger seine Compostela abholen. Das hatten aber zwei, drei andere Pilger ebenfalls vor und er musste sich in der Schlange anstellen. Ich ging währenddessen einen Kaffee trinken. Ich habe bereits zwei Compostelas und sie liegen immer noch eingerollt im Schrank, ich brauche keine dritte.
Als Holger mit seiner Compostela zurück kam, sind wir endlich frühstücken gegangen.
Danach wollten wir in die Messe und haben uns in eine lange Schlange anstellen müssen. Santiago war nämlich voll mit Touristen, aufgrund des Feiertages und diese wollten ebenfalls die Messe besuchen.
Wir warteten relativ lange und die Schlange bewegte sich kaum. Als ich vorne am Eingang fragte, hieß es, dass die Kathedrale bereits voll sei und keiner mehr reingelassen wird. Na toll...
Wir beschlossen erstmal Wäsche zu machen. Und plötzlich meldete sich Stefan, dass er bereits an der Kathedrale sei. Stefan, Norbert und Peter sollten nämlich einem Tag nach Lydia und mir ankommen, da sie einen Tag Pause in Lugo eingelegt hatten.
Ich lief zur Kathedrale und Lydia kam ebenfalls. Zusammen empfingen wir die drei Herren.
Abends haben wir uns noch zum Abendessen verabredet und sich danach noch etwas spazieren gegangen.
Als ich aufwachte, war Holger fast schon fertig. Er verabschiedete sich kurze Zeit später. Er wollte besonders früh in Santiago ankommen, weil ihn dort einige Pilgerfreunde erwarteten, welche mittags weiter nach Fisterra wollten.
Ich startete ebenfalls früh los, nämlich um 6.10 Uhr. Es war noch dunkel und ich musste zu Beginn mit Stirnlampe laufen.
Ich war komplett alleine unterwegs, bis mir nach knapp einer Stunde in O'Pedrouzo auf einmal die ganzen Touristen Pilger über den Weg liefen. Es war vorbei mit der Ruhe...
Ich habe mehrfach beobachtet, dass zweier Gruppen immer im Wechsel beteten, idR Frauen. Zwei Spanierinnen gingen zum Beispiel längere Zeit vor mir und haben die ganze Zeit im Wechsel Gebete aufgesagt.
Teilweise war der Weg dann doch relativ ruhig.
Ich näherte mich Santiago. An diesem Tag hatte ich lediglich 22km dorthin. Doch auf den letzten Kilometern gab's doch noch erstaunlich viele Auf- und Ab's...😅
Ich beobachtete wie Holger in Santiago ankam, anhand seiner Status Bilder und seiner Mails. Es war sehr emotional für ihn, das erste Mal Camino, das erste Mal Santiago. Ich freute mich sooo sehr für ihn und musste an meinen ersten Camino denken...
Es war schon ein eigenartiges Gefühl erneut diesen Weg zu gehen, den ich das letzte Mal 2018 gegangen bin. Vom Camino Portugues kommt man nämlich aus einer anderen Richtung rein.
Ich musste auf Toilette und hielt in einer Bar an, zum Kaffee gab es kostenlose Churros, endlich!😀
Ich kam immer näher an die Altstadt und die Kathedrale. Einige Überwege waren anders, scheinbar wurde hier in den letzten Jahren etwas umgebaut.
Ich hatte Lust auf Eis und holte mir eins, mit dem Eis bin ich dann ganz entspannt auf den Vorplatz der Kathedrale eingelaufen, direkt in die Arme von Holger.😍
Man sagt, dass jeder den Empfang in Santiago erhält, den er verdient.😉
Abends haben wir dann noch einen schönen Abend mit einigen Pilgern verbracht und unseren Erfolg gefeiert!
Ich wachte früh auf und startete entsprechend zeitig. Es kam eine Bar direkt an der Hauptstraße, da wollte ich keine Frühstückspause machen.
Ich lief weiter, relativ alleine. Unterwegs traf ich erneut das französische Ehepaar aus Borres.
Dann gab es zwei Wegalternativen, eine durch eine Ortschaft und eine durchs Grüne. Da ich noch kein Frühstück hatte, wählte ich die durch die Ortschaft. Es gab eine Bar und somit Frühstück für mich. Lydia kam dazu und beschwerte sich über das kranke, asiatische Mädchen.
Wir gingen wieder getrennt los und ich kam an mehreren Stellen, die mir noch von meinem ersten Camino bekannt waren vorbei.
Einige Zeit später ging der Weg nach links, einige Pilger gingen aber geradeaus um zu einer Bar zu kommen. Da ich ja bereits gefrühstückt hatte, wählte ich den offiziellen Weg. Als ich von der anderen Seiten bei der Bar ankam, kam gerade Holger die Abkürzung hoch. Wir freuten uns auf diese Weise wiederzutreffen, immerhin war das nicht abgesprochen. Hätte ich von vornherein die Abkürzung gewählt, hätten wir uns an dieser Stelle jedenfalls nicht begegnet.
Neben uns parkte gerade ein Camino Taxi und ich musste einfach ein Foto davon machen, wie voll es war und wie viele Rucksäcke damit transportiert werden.
Ab diesem Moment liefen Holger und ich zusammen. Und Holger hat seinen Schritt an meinen angepasst. 😉
Wir begegneten mehreren Touristen Pilgern und es wurden immer mehr. Die Temperaturen stiegen auch, es wurde am Ende doch noch ganz schön mühsam.
Wir freuten uns, uns wiedersehen und tauschten uns viel über unsere Erlebnisse aus.
Als wir in unserer Herberge in Sante Irene ankamen, war Lydia noch nicht da. Sie kam kurze Zeit später. Es war eine nette Albergue in einem alten Haus.
Wir trafen uns in der Bar nebenan mit Henning, Thorben und Jenny und es war ein sehr lustiger und langer Nachmittag.
Danach sind wir gut angeheitert in unsere Herberge gegangen, wo es noch Dinner gab. Thierry aus Frankreich und Diana aus USA, waren happy über unsere fröhliche Gesellschaft. Wir haben viel gelacht. Während am Tisch nebenan eher Ruhe herrschte 😆
In der Herberge gab es bereits ab 6.30 Uhr Frühstück, ungewöhnlich früh, aber perfekt für mich.
Somit konnte ich bereits früh starten.
Es ging mal wieder hoch und frischte auf. Es war nebelig und ganz schön windig.
Kurze Zeit später traf ich Lydia, Peter und Antonie.
Dabei bemerkte ich, dass Lydia und ich bisher noch nie zusammen gegangen sind.
Lydia verabschiedete sich in die Büsche und Peter lief schneller voran. Antonie und ich unterhielten uns viel. Sie erzählte mir von ihrem halben Jahr in Estland auf einem Bauernhof und dass sie demnächst für ein Jahr nach Argentinien gehen möchte.
Endlich kam eine Bar in Sicht, in der bereits Peter wartete. Es gab lecker Kaffee und einen kleinen Snack. Ein Hund ließ sich in der Bar von allen streicheln und ein paar Mädels aus Asien freuten sich als ich ein Foto von ihnen und den Hund machte.
Holger war an diesem Tag ebenfalls auf dem Weg Richtung Melide. Dort würde nämlich der Camino Primitivo auf den Camino Frances treffen.
Als ich in Melide eintraf kamen mir ein paar Plätze bekannt vor.
Ich ging in die Kirche und saß dort länger. Ich dachte an einige zurückliegende Geschehnisse. Dann beschloss ich einigen Menschen zu verzeihen und zündete eine Kerze für die an.
Ich setzte mich in eine Bar und wartete auf Holger, der bald eintreffen sollte.
Er kam, ganz schön platt nach einer anstrengenden 30km Tagestour und wir freuten uns sehr über das Wiedersehen. 🥰
Ich musste allerdings weiter, da ich in einer Herberge 6km weiter reserviert hatte.
Die Pilgerströme auf den Frances nahmen zu und plötzlich waren ganz viele laute Touristen Pilger um mich herum. Manche hatten sogar laute Musik dabei. Und an die Fahrrad Pilger musste ich mich auch erst mal gewöhnen...
In meiner Herberge angekommen freute ich mich über den kleinen Pool, in dem ich meinen Fuß kühlen konnte.
Die Herberge war neu, etwas größer und sehr sauber.
Leider lag ein krankes asiatisches Mädel in unseren Schlafsaal. 😑
Lydia und ich genehmigten uns ein Dinner und lernten eine Pilgerin aus USA und einen Pilger aus Deutschland kennen, beide sind den Frances gelaufen.
Es saß auch eine größere Gruppe Touristen Pilger dort, die hatten sogar so etwas wie Animateure bei sich...😁
Es war mal wieder ein kurzweiliger Abend!
Kurz nach 20 Uhr hatte Lydia noch etwas Stress mit dem kranken Mädel. Als Lydia sich nämlich mit einem französischen Ehepaar unterhalten hat, das das Mädel sie gebeten ihre Gespräche nach draußen zu verlegen, weil sie schlafen wollte. Als sie nur ihre Stimmen etwas gedämpft haben und weiter gesprochen haben, hat das Mädel sie nochmal gebeten mit dem Sprechen aufzuhören, weil sie schlafen wollte.
Lydia war etwas angenervt und mir war klar, dass die Fenster aufbleiben werden und ich morgens gleich eine Nasendusche machen werde.
Von Lugo nach Santiago sind es nur noch 100 Kilometer... Ob mich dort auch Pilgerströme erwarten werden?
Ich habe mein Einzelzimmer sehr genossen und sehr gut geschlafen.
Zusammen mit Lydia gab's Frühstück und dann ging es wieder los.
Dann wurde ich allerdings aus dem Nichts von Busladungen Touristen-Pilgern überrascht.
Mit ihren kleinen Tagesrucksäcken mit der Pilgermuschel dran und ihren Koffern rollten sie durch die Innenstadt zu ihren Hotels. Mein Blick war leicht verachtend... Mit authentischen Pilgern hat das nichts zu tun. Doch wenn es die Menschen glücklich macht, dann sollen sie es machen. Für mich steht jedoch fest, dass das nichts für mich ist.
Zum Pilgern gehört für mich den eigenen Rucksack zu tragen, in Herbergen zu übernachten und andere Pilger zu treffen. Ein einfaches Leben zu führen und dadurch umso mehr das Leben zu genießen.
Ein letztes Mal ging ich an der Kathedrale vorbei durch ein Tor raus aus der Stadt. Es waren kaum noch Pilger unterwegs und keine Touristen Pilger.
Nach Lugo gibt's zwei Wegalternativen, die südliche und die nördliche. Ursprünglich wollte ich eigentlich die nördliche nehmen, da wären die Strecken allerdings deutlich länger gewesen und das wollte ich meinen Fuß nicht antun.
Es ging viel über kaum befahrene Straßen.
Ich traf einen jungen Pilger, Tim, der bereits über 80 Tage unterwegs ist. Er hat den Camino zu Hause in Stuttgart begonnen.😳
Die zwei Polen (Sebastian und Damian) traf ich ebenfalls uns wir unterhielten uns kurz.
Alle haben mich überholt, weil ich wegen dem Fuß so langsam war, aber das störte mich nicht. Ich genoß die Stille.
An einer Stelle gab es einen Snack- und Getränkeautomaten. Da holte ich mir einen Kaffee. Eine total saubere Toilette gab's da auch. Ansonsten war kaum was anderes dort. Keine Bar, oder Restaurant. Ein paar Häuser ab und an. Viel Straße und kurze Abschnitte durch schöne Wälder. Sehr, sehr einsam...
Zwischendurch musste ich an den Mord an einer Pilgerin denken, der dich vor einigen Jahren auf dem Camino Frances ereignete. Ein Einheimischer hat eine amerikanische Pilgerin ermordert. Die hiesige Polizei betrieb die Suche nach dem Mörder eher lustlos, bis erst durch zahlreiche Pilgerinitiativen und diplomatische Drähte die Suche befeuert wurde. Der Mörder wurde 2015 in Grandas de Salime gefasst, in dem Ort in dem ich mir den Fuß verstaucht habe. Ich weiß nicht warum ich plötzlich daran denken musste. Ich habe normalerweise keine Angst alleine zu Pilgern. Vielleicht lag es an den vielen Wegen an den Straßen? Denn in den Wäldern und auf Wiesen habe ich das Gefühl nie, da fühle ich mich sicher...
Der Weg zog sich hin...
Dann kam ich an einer Herberge vorbei und danach änderte sich der Weg. Es ging hoch und die Landschaft erinnerte mich etwas an die Lüneburger Heide.
Danach ging es wieder runter und wieder rauf. So wie bereits bekannt. 😄
Ich kam meiner Herberge bereits näher. Sie lag in Ferreira und wurde von einem niederländischen Ehepaar geführt. Ich traf die beiden Polen, die ebenfalls dort übernachten wollten. Lydia war ebenfalls schon da und auf der Suche nach ihrem anderen Rucksack. Sie hat immer einige ihrer Sachen mit dem Camino Taxi liefern lassen, damit ihr Rucksack nicht so schwer war.
Der Schlafsaal war unten in dem Steinhaus untergebracht, wo es ganz schön kühl war.
Es gab das obligatorische Bier und ein Bocadillo und dann war wieder chillen angesagt.
Wir haben das Dinner dazu gebucht, welches in einem schönen separaten Raum serviert wurde. Alles saßen an einem Tisch und es gab eine Vorstellungsrunde zu Beginn. Dann musste jeder von uns ein Wort benennen welches für uns bedeutend war auf dem Camino.
Das Essen war sehr lecker und wir verbrachten einen wunderbaren Abend, voller lustiger und tiefgründiger Gespräche.
Heute wollte ich wieder laufen, der Fuß fühlte sich besser an.
Da allerdings 30 km nach Lugo anstanden, wollte ich die ersten 8 km mit dem Bus überspringen.
An der Bushaltestelle traf ich Ivan, den Masseur. Es erzählte mir, dass ihm alles wehtut und er mit dem Bus nach Lugo fährt und sich einen Tag Pause gönnt.
Ich stieg in Castroverde aus und frühstückte erstmal.
Beim Loslaufen traf ich das französische Pilgerpaar aus Borres. War schön bekannte Gesichter zu sehen.
Der Weg ging mal wieder durchs Grüne rauf und runter und ich traf stundenlang niemanden.
Da ich jetzt in Galicien war, änderte sich die Vegetation und die Architektur der Gebäude.
Überall wuchs Couve galega (galicischer Kohl) aus dem die Spezialität der galicischen Küche Caldo Galego gekocht wird, ein leckerer Eintopf.
Ich lief weiter alleine und es fing an zu regnen. Ich packte meinen 99 Cent Regenponcho aus und es hört wieder auf zu regnen. Ständig musste ich mich umziehen, zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken. Ich hatte das Gefühl ich komme nicht voran...
In Galicien gibt's die Wegsteine mit den Kilometerangaben und ich hatte das Gefühl es wird einfach nicht weniger...
Als ich mich mal wieder umzug, hörte ich Stimmen. Norbert kam mit einer jungen Deutschen, Antonie.
Wir liefen einige Zeit zusammen. Antonie kam vom Camino del Norte und war bereits knapp 30 Tage unterwegs.
Irgendwann ließ ich mich zurückfallen, da ich nicht so schnell laufen konnte.
Der Fuß tat zwar etwas weh, war aber ok. Die Wanderstöcke halfen mir beim Gehen.
Als ich irgendwann auf einem schmalen Weg war, sah ich plötzlich vor mir einen großen Hund liegen, die Sorte der spanischen Hütehunde. Ich konnte nur ganz nah an ihm vorbeigehen... Mir war etwas mulmig zumute, ich ging aber weiter. In letzter Minute sah ich dann, dass direkt daneben sein Herrchen war. Ich entspannte mich, ging vorbei und der Hund reagierte nicht auf mich.
Weiter oben traf ich auf einem freilaufenden Colli und der interessierte sich ebenfalls nicht für mich. Ein anderer Colli drängte sich durch einen Zaun, just als ich vorbei ging und interessierte sich ebenfalls nicht für mich.
Ich hab insgesamt beobachtet, dass vor allem die freilaufenden großen Hunde kein Interesse an Pilgern zeigen, im Gegensatz zu den kleinen Hunden, dazu folgt aber später noch eine Geschichte...🤨
Kurze Zeit später holte mich Reem ein und wir gingen zusammen. Stefan hat uns kurz danach ebenfalls eingeholt, er hatte sich verlaufen und musste den Weg wieder zurückgehen.
Wir kamen in Lugo an und ich ließ mich wieder zurückfallen.
Lugo ist die älteste Stadt Galiciens.
Lugo war seit längerem mal wieder eine richtig große Stadt auf dem Camino Primitivo.
Es war komisch: so viel Verkehr, Menschen und Gerüche.
In Lugo starten auf dem Camino Primitivo die letzten 100 km.
Ich holte den Schlüssel für unser Appartement ab und traf Stefan. Zusammen genehmigten wir uns da mittlerweile obligatorische Bier und Lunch. Lydia kam ebenfalls dazu und zum Abschluss gab's noch Kaffee und Orujo (galicischer Likör, ähnlich Baileys).
Nach dem Duschen stand etwas Sightseeing an. In Lugo gibt es eine komplett erhaltene Stadtmauer, die 2.5km lang ist. Ich hatte nach dem lange Tage jedoch keine Lust komplett rumzulaufen...
Abends gingen wir was essen und trinken und trafen Reem und Peter. Schon irre wie sich Pilger immer wieder unabgesprochen selbst in großen Städten begegnen...😊
Stefan hat extra für mich Eier gekauft und abends noch gekocht, sehr lieb. Somit hatte ich Verpflegung für unterwegs.
In dieser Nacht schlief ich das erste Mal wieder in einem Einzelzimmer. 😀
Da heute wieder ein Ruhetag anstand, konnte ich ausschlafen, meditieren und in Ruhe frühstücken.
Lydia ist bereits früh aufgebrochen, bei ihr standen wieder einige Kilometer und Höhenmeter an.
Bei mir gab es erstmal leckeres Frühstück in einer Bar.
Mit einem kleinen Bus fuhr ich dann nach Cadavo-Baleira, dem nächsten Etappenziel. Einige Pilger vom Vortag aus dem Taxi waren ebenfalls dabei. Der eine fuhr weiter nach Lugo.
Durch Serpentinen ging es dann nach Cadavo rein, einem kleinen verschlafenen Ort.
Als ich aus dem Bus ausstieg sah ich einen Hund auf einer Bank schlafen. Sehr chilliges Foto.😃
Lydia und ich haben uns wieder ein 2-Bett-Zimmer gebucht. Leider war die Pension aber noch nicht besetzt und ich musste draußen warten. Es fing an zu regen und ich stellte mich bei einer Kirche unter. Es war frisch und feucht, unangenehm. Ich fröstelte und die Pension war immer noch unbesetzt... Es regnete immer mehr und und ich musste an die Pilger denken, die bei diesem Wetter unterwegs waren.
Irgendwann kam endlich jemand und ich durfte in unser Zimmer. Endlich gab's eine heiße Dusche, da ich ganz schön durchgefröstelt war.
Lydia kam später durchnässt. Ihre Schuhe waren komplett nass, da sie bereits gerissen waren und dort Wasser reingekommen ist. Sie stopfte die Schuhe mit Zeitungenspapier aus und das hat echt gut geholfen.
Wir gingen zum Lunch und Stefan gesellte sich zu uns. Das erste Mal war das Essen nicht wirklich gut...🙄
Danach gingen wir etwas einkaufen, wo ich die zwei Polen aus Krakau kennenlernte. Lydia hat mir bereits von Ihnen erzählt.
Nach einem chilligen Nachmittag gingen wir zum Lunch und trafen Peter und Reem. Diesmal war das Menü deutlich besser und wir hatten einen schönen und lustigen Abend.
Komisch, an den Ruhetagen habe ich mehr gegessen als an den Lauftagen...🤔
Den ganzen Tag fühlte ich mich als würde ich krank werden, wurde ich aber nicht.😀
Ich hab mich schon am Abend zuvor dazu entschlossen, heute einen Ruhetag für meinen Fuß einzulegen und hab mir das Camino Taxi bestellt.
Morgens habe mich von den anderen verabschiedet und bin erstmal frühstücken gegangen.
Das Camio Taxi holte mich ab und danach noch weitere verletzte Spanier. Der Taxifahrer zeigte uns die Gegend, erklärte wo der Camino verläuft und hat sogar angehalten, damit wir Fotos machen konnten.
Ich konnte in A Fonsagrada unser Zimmer bereits beziehen und bin erst mal etwas spazieren gegangen, weil ich gelesen habe, dass Bewegung gut für meinen Fuß wäre.
Ich war happy, dass die Apotheke auf hatte und ich mich Verband holen konnte um meinen Fuß zu stabilisieren.
Nachmittags kam Lydia, kurz bevor es anfing zu regnen und erzählte, dass der Weg sehr anstrengend war.
Wir gingen in ein Restaurant um die Ecke, wo es ein Menü mit Pulpo gab. Peter kam auch noch und haben unser Essen sehr genossen.
Wir trafen Brigitte, die erzählte dass sie seit ihren Renteneintritt pilgert und dass sie ein Zelt dabei hat und ihr Rucksack lediglich 5,5 km wiegt. Hightech-Ausrüstung.😳
Es war mal wieder ein unerwartet schöner Abend...😍
Die Nacht war ganz ok, allerdings ganz schön stickig im Raum.
In der Herberge gab es frischen Kaffee und ein neuer Tag auf dem Camino began.
Es ging mal wieder hoch und ich war ultra langsam. Den vorherigen Tag spürte ich ganz deutlich in den Knochen.
Es ging vorbei an schönen Wiesen und Wäldern. Schnell erreichte ich den nächsten kleinen Ort mit einer tollen Herberge und machte dort Frühstückspause.
Ich merkte, dass ich bereits über 4 km gelaufen bin und das dann doch irgendwann relativ locker.
Diese Herberge war so viel schöner als die in der ich die vorherige Nacht verbracht habe. Na ja, nächstes Mal. 😉
Nach der Frühstückspause ging es nochmal knackig hoch. Dann konnte ich bereits erahnen, dass im Tal der Stausee liegt. Sehen konnte man nichts, da darüber die Wolken hingen. Ich stieg ab und es wurde deutlich frischer und feuchter.
Ich schaltete mir Musik an und ging locker runter. Dabei habe ich viele andere Pilger überholt.
Ich musste viel an Jessi denken, heute jährte sich ihr erster Todestag. Ich dachte über unsere tollen und auch schwierigen Zeiten nach und vor allem über die sehr intensiven letzten Tage vor ihrem Tod. Ich bin so unendlich dankbar, sie gekannt zu haben und sie die letzten Tage begleiten zu dürfen...
Ich dachte auch viel über die Menschen in meinen Leben nach und daran, dass diese Menschen immer ihr Bestes tun, auch wenn ich es nicht als das Beste aus meiner Sicht bewerte. Für sich, tun sie ihr bestes.
Ich sprach für viele meine Metta-Medition: mögest du seelisch gesund sein, mögest du körperlich gesund sein, mögest du voller Freude und leicht durchs Leben gehen. Danach fühlte ich mich viel, viel leichter.😃
Endlich kam der Staussee zum Vorschein, zusammen mit vielen alten verlassenen Arbeitsgebäuden.
Alles wirkte etwas unwirklich... Uns mitten in dieser verlassenen Gegend steht ein Hotel. Ich beschloß dort eine Pause einzulegen und traf meine Pilgerfreunde.
Danach ging es noch gute 6km weiter in Grandas de Salime.
Dort traf ich auch Lydia und Stefan und wir gingen zusammen in unsere heutige Herberge. Lydia und ich bekamen das dreier Zimmer, zusammen mit Norbert. Und wir freuten uns riesig über das drei Bett Zimmer.
Die Herberge war super schön, mit einem tollen Garten.
Wir gingen zum Essen in ein Restaurant. Es gab Pulpo (Kraken) und Weißwein (Albariño). Pulpo ist hier eine Spezialiät und ich finde es sehr lecker.
Wir suchten danach noch einen Supermarkt, allerdings hatten alle geschlossen. Wir kauften ein Eis in einem Restaurant und Wein. Auf dem Weg trafen wir Reem und zusammen gingen wir in unsere Herberge. Ich holte Weingläser aus der Küche und auf dem Weg verdrehte ich mir den Fuß. Der Boden war nicht eben und irgendwie ist es passiert.
Der Fuß schwill an. Die anderen bauten mir gleich eine Konstruktion, dass ich den Fuß hochlagern konnte, holten mir Eis zum kühlen und brachten mir alles was ich brauchte. Ich bekam sogar Volatren Salbe.
Der Abend war trotzdem etwas gelaufen für mich. Ich hab mich an den Gesprächen kaum noch beteiligt und dachte darüber nach, dass der Weg vielleicht schon für mich vorbei war.
Irgendwann ging ich ins Zimmer. Die anderen konnte ich aber weiterhin hören. Reen hat noch einige schöne Weisheiten über die Dinge im Leben erzählt, die für ihn wichtig sind. Und auch einiges über seine Frau, die bereits zweimal Krebs hatte.
Zwei junge Amerikaner kamen dazu. Der eine erzählte, dass er auf der Hospitales Route eine ältere Frau begleitet hat, damit sie nicht alleine geht. Abends hat er dann erfahren, dass sie später einen Herzinfakt erlitten hat...
Am Abend zuvor kam die Herbergsmutter nochmal, weil sie gemerkt hat, dass der eine Spanier Geburtstag hatte. Es gab Kuchen und ein Ständchen von allen Pilgern!🥳
In der Nacht waren wir gefühlt alle sehr unruhig, ich glaube das war die Aufregung vor der anstehenden Tour.
25 km, keine Bar, keine Wasserstelle, Berge, viele Höhenmeter.
Nach mir sind dann alle aufgestanden und alle waren sehr rücksichtsvoll zueinander.
Es gab sogar frischen Kaffee und ich hatte noch 3x O-Saft, welchen ich verteilte.
An diesem Tag nutzte ich zum ersten Mal das Camino Taxi und packte in den kleinen Rucksack möglichst schwere Sachen, die ich unterwegs nicht brauchte. Durch das viele Wasser und die Verpflegung, war der Rucksack nämlich deutlich schwerer.
Wir starteten getrennt voneinander los. Nebel lag über dem Boden und schnell war die kleine Ortschaft Borres verlassen.
Es ging viel hoch, war aber ok. Es war total idyllisch mit dem Nebel. Stefan und ich trafen uns immer mal wieder, so dass ich nicht komplett alleine war. Jeder von uns blieb aber an einer anderen Stelle stehen und bewunderte alles, so dass wir hauptsächlich alleine unterwegs waren.
Aus dem Nebel traten Kühe heraus, die ohne Zaun und nicht angebunden direkt neben dem Weg grasten.
Dann bemerkte ich plötzlich viele freilaufende Pferde mit einigen Fohlen, direkt bei den Ruinen alter Pilgerhospitäler. Es war ein magisch schöner Moment.💫
Es ging weiter hinauf und der Nebel lichtete sich.
Ich war endlich oben und es eröffnete sich ein fantastisches Panorama vor mir. Überall freilaufende Pferde, Berge, unter mir die Wolken und keine Menschen.
Der Hengst machte etwas Aufruh und auf einmal kamen einige Pferde auf mich zugelaufen. Ich schreckte etwas auf und sie beruhigten sich wieder.
Ich stand da, genoss die Aussicht und hatte Tränen in den Augen, weil es sooo schön war.
Nach und nach kamen die anderen Pilger hoch und die Pferde zogen sich zurück. Wir machten Pause und konnten uns nicht sattsehen...
Dann ging es noch ein Stückchen hoch und die höchste Stelle war erreicht.
Es folgten weitere wunderbare Kilometer auf denen ich hauptsächlich alleine war, die anderen Pilger waren entweder vor, oder hinter mir, ich konnte sie allerdings nur ab und zu sehen.
Die Sonne kam raus und es wurde langsam warm. Viele weitere Kilometer folgten, immer wieder rauf und runter. Irgendwann fand ich es echt anstrengend und als es wieder knackig hoch ging, fing ich an zu fluchen. Es wurde mir irgendwann echt zu viel und ich quälte mich etwas ab...🙁
Nach einem schönen Waldstück, kamen die Pilger der anderen Wegvariante dazu und endlich erreichte ich mein Tagesziel Berducedo.
An der ersten Bar erwarteten mich bereits Lydia, Stefan, Norbert und Peter. Wir tranken Bier und es gab endlich was vernünftiges zu essen. Denn den ganzen Tag gab es bei mir lediglich drei Bananen und 1/3 Baguette (es war einfach zu trocken).
Nach einer längeren Pause sind wir in unsere Herberge, die eher mittelmäßig war.
Es war Waschtag und Lydia, Stefan und ich wollten uns die Waschmaschine und den Trockner teilen. Wir brauchen zwei Waschmaschinen, weil wir so viele Klamotten hatten. Die Waschmaschinen liefen 30 Minuten, währenddessen gab es das nächste Bier.
Nach 30 Minuten ließen sich die Waschmaschinen allerdings nicht öffnen und wir mussten den Herbergsvater holen. Der konnte kaum englisch und schimpfte (*freundlich*) mit uns und zeigte auf das große Schild auf dem stand, dass wir uns bei ihm melden sollen, bevor wir die Waschmaschine anwerfen. Das haben wir gepflegt ignoriert...
Ich nutze gleich mein neu gelerntes Wort: lo siento - es tut mir leid.
Das Ganze hatte zur Folge, dass die eine Waschmaschine nochmal 30 Minuten lief und wir erst danach die ganzen Sachen in den Trockner legen konnten. Der lief dann 1,5 Stunden und die Sachen waren nicht trocken danach!
Draußen aufzuhängen hat auch nicht mehr viel gebracht, da die Sonne kaum noch schien. Also hängten wir die Sachen im Schlafsaal auf.🤣
Trotz der Anstrengungen des Tages war ich wenig müde und schlief erst kurz nach 22 Uhr ein.
Ich startete wieder in der Früh. Alles war noch geschlossen, aber ich hatte was zu essen und zu trinken.
Es ging mal wieder hoch hinauf.
Auf einmal sah ich mitten auf dem Weg einen toten Maulwurf liegen. Ärger stieg in mir hoch. Nicht schon wieder! Ich ging weiter. Dann ging ich allerdings wieder zurück und kickte den toten Maulwurf in den Graben. Ich konnte nicht beeinflussen, dass ich den Maulwurf gesehen habe, ich konnte allerdings beeinflussen, dass andere Pilger den Maulwurf nicht mehr sahen. Damit ging's mir besser.😉
Auf einmal begegneten mir Pilger. Zuerst traf ich Andrew aus Deutschland, der erzählte, dass er auf einem Camino eine Herbergsbesitzerin kennengelernt hat und dann 1,5 Jahre mit ihr eine Beziehung führte. Andrew war sehr schnell unterwegs, ich passte mich seinem Schritt etwas an und schaffte die Anhöhe sehr fix. Dann ließ ich ihn laufen und fand wieder zu meinem eigenen Schritt zurück.
Ich traf kurze Zeit später Michael aus Australien. Es war sein erster Camino, er wollte nicht den Camino Frances laufen, sondern den ursprünglichen Camino.
Später lief ich wieder alleine und musste an Jessi denken... Mir liefen ein paar Tränen herunter und in dem Moment traf ich Stefan, der an einer Kreuzung nicht sicher war, wohin es gehen sollte. Ich half ihm. Wir liefen zusammen und sprachen über Leben und Tod. Er hat früher Friedhöfe verwaltet und hatte viel Kontakt zu Menschen, die gerade einen lieben Menschen verloren haben.
Wir sprachen viel und der Weg verlief ganz schnell. Wir machten Halt an einem Café und machten lange Pause. Viele andere Pilger kamen zu uns, u.a. Lydia. Ich glaube wir haben 1,5 Stunden Pause gemacht. 😃
Wir stellten fest, dass wir fast alle dasselbe Ziel hatten. Eine kleine Herberge in Borres. Dorthin gingen wir dann jeder für sich alleine.
Die Herberge hatte lediglich 10 Betten. Alle waren am Ende des Tages belegt. Um die Ecke gab es eine Bar und wir holten uns Bier und Chips und führten lange tiefgründige Gespräche.
Den Tag zuvor habe ich mir Gesellschaft gewünscht und auf einmal hatte ich sie!
Wir hatten ein wunderbares Dinner, ganz leckere Hausmannsküche. Ein älteres französischen Pärchen hat uns Gesellschaft geleistet. Sie waren bereits seit März auf dem Camino unterwegs, zuerst in Frankreich und dann auf dem Camino del Norte.
Es war ein ganz wunderbar Tag und ich war sehr, sehr dankbar...💫
Sorgt euch nicht um den Titel dieses Blogs. Mir geht's gut und ich war nicht in Lebensgefahr.😉
Ich wollte eigentlich wieder früh los, bis ich dann aber fertig war, war es schon kurz nach 7 Uhr uns ab 7.30 Uhr gab es Frühstück in der Herberge. Ich beschloß also zu warten und mit Lydia zu frühstücken. Alle anderen waren schon los. Ich musste innerlich echt über den Spanier grinsen, als ich heute früh sah wieviel er mitschleppte.😄
Das Frühstück war echt gut, mit frischem Obst und selbstgemachter Apfelmarmelade. Lydia war früher fertig als ich und so kam es, dass ich als letzte von uns sechs Pilgern um 8 Uhr diese wunderbare Herberge verließ.
Über grüne Wege ging es nach Salas hinein mit einem alten, schönen Stadtkern.
Danach ging es mal wieder hoch über Waldwege und tatsächlich traf ich ein paar Pilger. Ich holte eine Frau aus Holland ein und wir sprachen kurz, zusammen trafen wir dann ein junges Pärchen aus Tschechien. Die drei kannten sich und das Mädel hatte wohl ganz viele Blasen und es ging ihr nicht so gut. Irgendwie passte mir das nicht: stehen und quatschen. Ich schwitzte, mir wurde kalt und ich wollte die Anhöhe schaffen. Also verabschiedete ich mich freundlich.
Ich schwitzte echt stark. Es war zwar nicht heiß und die Bäume gaben viel Schatten, aber es war echt anstrengend. Ich wünschte mir endlich die Anhöhe zu schaffen und irgendwo ein schönes Plätzchen zum verweilen zu finden. Dann kam ein Schild, 150m vom Weg gab es eine Möglichkeit für Kaffee und Pause. Na dann, was sind schon 150m?
Auf dem Weg lag eine tote Katze und kurze Zeit danach ein toter Schmetterling. Dann kam ein Hund auf mich zugelaufen und bellte mich aggressiv an. Ich dachte schon, dass ich mich gleich mit den Stöckern zur Wehr setzen muss. Dann ließ er allerdings ab. Da fragte ich mich, ob das so eine gute Idee war dahin zu gehen...
Als ich dann dort ankam, kam ein Mann, ein Pilgerfreund und servierte mir Brot mit Marmelade und Kaffee, gegen Spende. Ich saß in der Sonne, wir unterhielten uns etwas und es war richtig schön...😁
Auf dem Rückweg war der Hund nicht mehr da.
Die schlimmste Anhöhe war geschafft, auch wenn es nachher immer wieder hoch ging. Aber ich bin ja auch in einer bergigen Gegend.😉
Später habe ich auf den Weg noch eine tote Maus und einen toten Maulwurf gesehen. Das machte mich nachdenklich. Denn gleichzeitig war soviel Leben um mich. Die Natur ist hier so saftig frisch und es gibt viele Tiere auf den Weiden und sie haben alle Nachwuchs bekommen: Kälber, Lämmer, Fohlen, kleine Esel.
Leben und Tot, so nah beieinander. Ich musste daran denken, dass sich Jessis Todestag nähert. Waren das Zeichen?
Ich traf ein paar Pilger, viele Spanier. Aber so richtig kommt man hier nicht ins Gespräch und ich hatte auch keine Lust darauf. Irgendwie sind hier viele für sich alleine. Es war auch für mich schön alleine mit meinen Gedanken und den Weg zu sein.
Ich kam in Tineo in der Herberge an und es ist mal wieder kaum was los hier. Dafür konnte ich endlich früher als 20 Uhr essen. In den Herbergen werden erst um 20 Uhr die Abendessen angeboten und da Tineo etwas größer ist, gibt es Bars und Restaurants die schon früher Essen anbieten. Somit gab es bereits um 17 Uhr Hamburger und mal wieder Bier.😃
Weit und breit kaum Pilger...
Später kamen sie dann, sie sind einfach später angekommen als ich. Ich habe auf dem Weg auch einige überholt. Die letzten Wanderjahre zahlen sich doch aus. Ich merke natürlich schon was ich die letzten Tage gelaufen bin, der Muskelkater hält sich allerdings in Grenzen.
Hab mir noch was zum Frühstück im Supermarkt besorgt und Lydia getroffen. Sie ist in einer anderen Herberge, in der scheinbar fast alle anderen Pilger untergekommen sind. Da ist ordentlich was los.
Ich bin allerdings froh, dass in meiner Herberge nicht so viel los ist. Jetzt habe ich genug Zeit den Blog zu schreiben.😆
Morgen habe ich nur knapp 16km vor mir und übernachte in einer kleinen Herberge. Lydia hat sich auch dort eingebucht, dann habe ich auf jeden Fall wieder Unterhaltung.
Am Freitag steht dann die lange, sehr bergige Königsetappe an.
Heute bin ich früh aufgebrochen. Der Nebel hing noch über den Feldern und die Sonne kam langsam heraus.
Nach einigen Kilometern machte ich Pause und frühstückte erstmal. Antonia ging vorbei und grüßte kurz angebunden.
Danach ging es wieder relativ einsam für mich durch eine wunderschöne Landschaft.
Pilger traf ich unterwegs kaum...
Irgendwann merkte ich, dass ich mich bei den Kilometerangaben verzählt habe und es locker noch 4 km mehr waren. Irgendwann wurde es richtig warm und teilweise musste ich mit wenig Schatten auskommen...
Die Herberge übertraf allerdings meine Vorstellungen und war eine Wohltat nach den Anstrengungen.
Es war ein altes, schön ausgebautes Haus, mit zwei Schafen, einer Katze, einem schönen Garten mit Liegen, einfach total gemütlich.
In meinem Zimmer schlief noch eine Frau und ein Spanier.
Später kam noch Antonia, sprach aber mal wieder kaum.
Nach dem Duschen gab es erstmal wieder ein erfrischendes Bier im idyllischen Garten.
Als ich später auf der Terrasse saß, kam Antonia und hat sich ganz wo anders hingesetzt und angefangen ihre gekauften Lebensmittel zu essen.
Kurz danach kam die Frau aus meinem Zimmer und setzte sich zum mir. Lydia auf der Slowakei war sehr unterhaltsam und wir verbrachten einen lustigen Nachmittag. Sie ist bereits seit 26 Tagen unterwegs und wir zuerst auf dem Camino del Norte, bevor sie auf dem Primitivo wechselte.
Später gab es Abendessen, sehr lecker. Der Spanier gesellte sich zu uns und noch ein Pärchen aus dem USA. Die beiden laufen den Weg zusammen und übernachten möglichst in Doppelzimmern. Sie ist bereits den Camino Frances gelaufen, für ihren Mann ist es der erste Camino. Er fragte uns nach der Magie des Weges und Lydia und ich waren uns einig, dass man das nicht so gut erklären kann...💫
Und eigentlich gibt der Camino seine Magie in der Regel nur preis, wenn man ihn alleine läuft. Aber das habe ich dem Amerikaner nicht gesagt...
Seine Frau ist 2020 an Covid erkrankt und hat immer noch Atembeschwerden. Sie kommt, dass das durch saß Pilgern, die Luft und die Magie des Caminos besser wird.
Zusammen verbrachten wir einen lustigen Abend, mit zu viel Bier für mich. Nachts konnte ich deswegen nicht so gut schlafen und hatte leichte Kopfschmerzen...
Mein Rucksack ist um 23 Uhr in Oviedo gelandet. Da ich aber früh wach war und noch Zeit für den ersten Bus zum Flughafen hatte, bin ich morgens zur Kathedrale gelaufen und somit schon mal den ersten Kilometer des Caminos.
Am Flughafen angekommen: Rucksack war da! Freude!😃
Dann erstmal am Flughafen frühstücken und um 9 Uhr mit dem ersten Bus wieder nach Oviedo.
Start des Caminos um kurz nach 10 Uhr. Ich war entspannt, die Herberge für die Nacht war ja bereits gebucht.
Die Aussicht kurz nachdem ich aus Oviedo raus war, hat mich dann umgehauen. Soooo schön...😍
Auf dem Weg war nichts los. Kaum Menschen. Ein paar Spaziergänger bei Oviedo, sonst nichts los.
Und die Wege waren so toll. Die bergige Landschaft erstreckte sich vor mir, alles saftig grün, Vogelgezwitscher, Kühe mit Kälbern, Pferde mit Fohlen.
Auf dem Weg wurde ich immer wieder von der Natur um mich herum ins hier und jetzt geholt. Meine Gedanken hatten kaum Gelegenheit hin und her zu schwirren. Dann war hier ein Vogel, da eine total schöne Stelle usw. Ich konnte den Moment richtig genießen....🥰
Zwischendurch kam ein Restaurant wo ich eine Pause zur Stärkung eingelegt habe. Dort traf ich ein älteres Pilgerpärchen und eine junge Pilgerin kam, die dort übernachten wollte. Außerdem saß im Restaurant eine Gruppe Spanierinnen mittleres Alter, alle mit Daypack. Später haben sie mich laut plappernd eingeholt, als ich gerade eine kleine Rast machte. Ich bin ehrlich gesagt, etwas geflohen vor diesem Geplapper, die Ruhe war soooo viel schöner.
Für die Nacht steuerte ich Paladín an. Da gab es eine schöne Herberg direkt am Fluss. Dort angekommen gab es erst mal ein kühles und erfrischendes Bier. Dann fiel mir auf, dass auch die wortkarge Deutsche aus dem Hostel ebenfalls da war und zwar in dem selben Zimmer wie ich. Sie grüßte nur kurz und beschäftigte sich weiter mit ihrem Handy.
Nach dem Duschen, ging ich raus, ich hatte Lust mich zu unterhalten. Da saß die Deutsche und eine andere Frau. Ich grüßte und hab extra das Handy weggelegt. Die andere Frau grüßte zurück und machte etwas am Handy... Hmmm... Irgendwann fasste ich mir ein Herz und fragte die Deutsche, ob sie mir mir was trinken geht. Siehe da, sie sagte zu. Wir verbrachten einen netten Abend zusammen. Sie hat sogar ganz schön viel erzählt. Ich glaube aber tatsächlich, dass sie einiges zu bewältigen hat..
Nach Oviedo, dem Start des Camino Primitivo habe ich einen langen Anreiseweg. Zuerst mit dem Zug nach Frankfurt, dann mit dem Flieger nach Madrid und dort Umstieg nach Oviedo und dann nochmal knapp eine Stunde in die Stadt mit dem Bus.
Der erste Flieger hat Verspätung und ich schaffe gerade so meinen Anschlussflug
in Madrid, mein Rucksack leider nicht...
Die Damen am Flughafen sind sehr hilfsbereit, vertrösten mich allerdings auf den nächsten Tag. Blöd... Na wenigstens habe ich meine Zahnbürste im Handgepäck.
Mit dem Bus (alsa Bus, kenne ich nich von meinem ersten Camino 😉) geht es nach Oviedo in das Hostel. Hier gibt es Gott sei Dank Bettwäsche, Handtücher und Zahnpasta. Denn das habe ich alles auch dabei, allerdings im Rucksack. Der kommt dann auch um 23 Uhr am Flughafen lt. einer SMS an.
In meinem Zimmer ist eine junge Deutsche, die nicht sehr gesprächig ist. Sie ist schon mehrere Caminos gelaufen und hat aktuell auch wieder zwei hinter sich und ist gerade vom Camino Portugues auf den Primitivo gewechselt. Vielleicht frage ich sie das nächste Mal, wovor sie wegläuft...
Die Nacht ist mittelmäßig, alles knarrt in diesem Hostel, Altbau... Nachts kurz vor 1 Uhr kommt noch die dritte Bewohnerin des Schlafsaals und macht auch noch Lärm. Mir fehlen meine Ohrstöpsel, die sind aber im Rucksack. 😆
Es wird eine unruhige und kurze Nacht...