Von Lugo nach Santiago sind es nur noch 100 Kilometer... Ob mich dort auch Pilgerströme erwarten werden?
Ich habe mein Einzelzimmer sehr genossen und sehr gut geschlafen.
Zusammen mit Lydia gab's Frühstück und dann ging es wieder los.
Dann wurde ich allerdings aus dem Nichts von Busladungen Touristen-Pilgern überrascht.

Mit ihren kleinen Tagesrucksäcken mit der Pilgermuschel dran und ihren Koffern rollten sie durch die Innenstadt zu ihren Hotels. Mein Blick war leicht verachtend... Mit authentischen Pilgern hat das nichts zu tun. Doch wenn es die Menschen glücklich macht, dann sollen sie es machen. Für mich steht jedoch fest, dass das nichts für mich ist.
Zum Pilgern gehört für mich den eigenen Rucksack zu tragen, in Herbergen zu übernachten und andere Pilger zu treffen. Ein einfaches Leben zu führen und dadurch umso mehr das Leben zu genießen.
Ein letztes Mal ging ich an der Kathedrale vorbei durch ein Tor raus aus der Stadt. Es waren kaum noch Pilger unterwegs und keine Touristen Pilger.
Nach Lugo gibt's zwei Wegalternativen, die südliche und die nördliche. Ursprünglich wollte ich eigentlich die nördliche nehmen, da wären die Strecken allerdings deutlich länger gewesen und das wollte ich meinen Fuß nicht antun.
Es ging viel über kaum befahrene Straßen.
Ich traf einen jungen Pilger, Tim, der bereits über 80 Tage unterwegs ist. Er hat den Camino zu Hause in Stuttgart begonnen.😳
Die zwei Polen (Sebastian und Damian) traf ich ebenfalls uns wir unterhielten uns kurz.
Alle haben mich überholt, weil ich wegen dem Fuß so langsam war, aber das störte mich nicht. Ich genoß die Stille.
An einer Stelle gab es einen Snack- und Getränkeautomaten. Da holte ich mir einen Kaffee. Eine total saubere Toilette gab's da auch. Ansonsten war kaum was anderes dort. Keine Bar, oder Restaurant. Ein paar Häuser ab und an. Viel Straße und kurze Abschnitte durch schöne Wälder. Sehr, sehr einsam...
Zwischendurch musste ich an den Mord an einer Pilgerin denken, der dich vor einigen Jahren auf dem Camino Frances ereignete. Ein Einheimischer hat eine amerikanische Pilgerin ermordert. Die hiesige Polizei betrieb die Suche nach dem Mörder eher lustlos, bis erst durch zahlreiche Pilgerinitiativen und diplomatische Drähte die Suche befeuert wurde. Der Mörder wurde 2015 in Grandas de Salime gefasst, in dem Ort in dem ich mir den Fuß verstaucht habe. Ich weiß nicht warum ich plötzlich daran denken musste. Ich habe normalerweise keine Angst alleine zu Pilgern. Vielleicht lag es an den vielen Wegen an den Straßen? Denn in den Wäldern und auf Wiesen habe ich das Gefühl nie, da fühle ich mich sicher...
Der Weg zog sich hin...
Dann kam ich an einer Herberge vorbei und danach änderte sich der Weg. Es ging hoch und die Landschaft erinnerte mich etwas an die Lüneburger Heide.
Danach ging es wieder runter und wieder rauf. So wie bereits bekannt. 😄
Ich kam meiner Herberge bereits näher. Sie lag in Ferreira und wurde von einem niederländischen Ehepaar geführt. Ich traf die beiden Polen, die ebenfalls dort übernachten wollten. Lydia war ebenfalls schon da und auf der Suche nach ihrem anderen Rucksack. Sie hat immer einige ihrer Sachen mit dem Camino Taxi liefern lassen, damit ihr Rucksack nicht so schwer war.
Der Schlafsaal war unten in dem Steinhaus untergebracht, wo es ganz schön kühl war.
Es gab das obligatorische Bier und ein Bocadillo und dann war wieder chillen angesagt.

Wir haben das Dinner dazu gebucht, welches in einem schönen separaten Raum serviert wurde. Alles saßen an einem Tisch und es gab eine Vorstellungsrunde zu Beginn. Dann musste jeder von uns ein Wort benennen welches für uns bedeutend war auf dem Camino.
Das Essen war sehr lecker und wir verbrachten einen wunderbaren Abend, voller lustiger und tiefgründiger Gespräche.
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