Es passte heute, dass ich wieder mit Ivan, Fabrizzio und Luciano startete. Irgendwann haben sich Fabrizzio und Luciano abgesetzt, sie haben ein schnelleres Tempo als Ivan und ich.
Es ist interessant zu beachten, dass sich häufig Pärchen/Grüppchen bilden, die ein ähnliches Tempo haben. Ich begegne jeden Tag denselben Mensche. Irgendwann hat man eine gewisse Menge an Menschen, die man bereits kennt. Man unterhält sich, fragt wie es einem geht und tauscht sich über die Blessuren, über das nächste Ziel, über dies und das aus. Mit vielen führt man freundliche, aber eher oberflächliche Gespräche. Mit anderen tiefgründige.
Die Menschen sind sehr offen. Erzählen von ihren Problemen, ihren Gefühlen. Es ist halt viel Zeit über alles was war, ist bzw. kommt nachzudenken.
Der Tag eines Pilgers
Ich wache in der Regel sehr früh auf, meistens vor 5 Uhr. Ich brauchte bisher nie mehr als sechs Stunden Schlaf. Bei der ganzen körperlichen Anstrengung hätte ich gedacht, dass ich mehr Schlaf
benötigen werde. Am Anfang war man noch aufgeregt, vielleicht lag das auch daran. Aber mittlerweile hat sich der Körper an die viele Bewegung gewöhnt. Ich schlafe dafür aber sehr fest, das ist
mir aufgefallen. Abends bin ich erstaunlicherweise auch gar nicht so müde.
Nach dem Aufmachen wasche ich mich kurz, frühstücke, packe den Rest meiner Sachen zusammen, sorge gut für meine Füsse (Hirschtalgcreme!) und gehe los. Teilweise muss ich meine Sachen im Dunkeln
packen, da andere noch schlafen. Meistens herrscht dann bereits so ein Gerödele in den Räumen, dass ich mich frage, wie Menschen dabei schlafen können...
Zwischendurch beim Laufen esse ich eine Banane, mache Pause wenn es passt und kaufe mir z.B. etwas frisches zu essen, Obst oder Suppe. Nach ungefähr der Hälfte des Weges werden die Füsse aus den Schuhen und Socken rausgeholt und kommen an die frische Luft. Sie werden gründlich inspiziert und ggf. mit Pflastern beklebt. Dann neue Socken an und weiter geht's.
Im Laufe des Tages habe ich auch unterschiedliche Phasen. Ich laufe mich zu Beginn gut ein, habe dann häufig eine Durststrecke, danach kommt die Hochphase und am Ende quäle ich mich etwas durch. Sobald ich die Herberge erreiche, checke ich ein. Ich breite meinen Schlafsack auf den Bett aus und gehe duschen. Danach ziehe ich frische Sachen an, wasche meine Sachen, gehe mir entweder die Stadt anschauen bzw. was zu essen kaufen. Abends wird gegessen und immer wieder mit anderen Pilgern gesprochen und sich ausgetauscht. Im Laufe des Nachmittags informiere ich mich in meinem Reiseführer über die weitere Strecke, das Wetter und mögliche Unterkünfte. Es ist schwer zu sagen, wo man am nächsten Tag tatsächlich aufhört. Man lernt auf seinen Körper zu hören. Entweder man kann weiter laufen als gedacht, oder halt nicht.
Abends wird die Kleidung für den nächsten Tag rausgelegt uns man geht schlafen. Meistens herrscht ab 22 Uhr Bettruhe in den Herbergen.
Am Anfang war es schwer das im Rucksack zu finden was man sucht, mittlerweile weiß man in welchem Säckchen was ist. Man hat langsam eine gewisse Routine entwickelt. Es geht alles ganz
automatisch.
Heute war es frisch und windig, aber sonnig. Die Landschaft war sehr schön und saftig grün. Der Rasen wiegte sich im Wind wie Wellen. Es war aber auch ganz schön anstrengend, weil es einige Höhenmeter zu überwinden galt.
Zwischendurch hatte ich Lust auf Musik und hab mir meinen IPod rausgeholt. Ich hatte so viel Energie durch die Musik, ich genoß das Laufen, die Natur, sang mit und war einfach zufrieden und glücklich...
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Silvia F. (Mittwoch, 02 Mai 2018 12:30)
Dass sich beim Wandern schnell Gruppen finden und viele Gespräche stattfinden kennen wir auch. Aus deinen Berichten fühlt man, dass du eine tolle Zeit hast und das auch genießen kannst! Die Gegend ist echt Hammer �� LG Silvia
Maike (Donnerstag, 03 Mai 2018 21:26)
Was für schöne Bilder von dieser Etappe!