Kurzer Weg nach Pamplona

Ich nahm heute alleine mein Frühstück zu mir. Ivan hat mir am Vortag Brot abgegeben und das aß ich dann trocken mit den am Vortag gekochten Eiern. Kurz vor meinen Aufbruch, traf ich Jakopo. Er war ganz schön angeschlagen von dem vielen Wein am Vorabend. Er wollte an dem Tag trotzdem mehr Kilometer schaffen als nach Pamplona. Na dann!


Gedanken zu Gott

Ich lief lange fast komplett alleine. Ganz ruhig war es auf den schönen Wegen durch Kieferwälder. Es roch gut nach Natur und die Vögel zwitscherten. Häufig lief ich auch am Fluss entlang. Ich dachte über Gott nach. Ich denke da passiert automatisch auf den Camino. In Roncesvalles gab es diese Kirche mit der Pilgermesse. Die Messe habe ich ganz bewusst nicht besucht, nicht wegen dem Wein. Ich war vor der Messe in der Kirche und hab zu Gott gesprochen. Ganz alleine, ohne andere Menschen und alle diese kirchlichen Rituale. Mir ist klar geworden, dass ich das nicht brauche: Messe usw. Deswegen hat sie mir die letzten Jahre auch nicht gefehlt. Ich bin katholisch und empfand  diese Besuche zur Messe meistens als Pflicht und konnte mich damit nicht identifizieren. Wie häufig erfand ich Ausreden um nicht in die Kirche zu gehen. Meine Eltern wissen das nur zu gut... Liebe Grüße an euch! Kuss!😗
Also ich lief so durch die Wälder und dachte mir, dass ich schon an Gott glaube. Was auch immer Gott ist. Sei es nur ein Begriff für etwas Größeres, Höheres als wir Menschen. Und es ist überall. Es ist der Wind, der durch die frischen, grünen Blätter der Bäume weht, es ist das Zwitschern der Vögel, es ist das Plätschern des Flusses. Das erste Mal hatte ich Tränen in den Augen...


Zwischendurch musste ich anhalten und meine Blase versorgen, Füße trocknen lassen und Socken wechseln, mittlerweile Standardprogramm.

Irgendwann hörte ich meinen Namen: Fabrizzio, Luciano und Ivan waren hinter mir. Ich freute mich bekannte Gesichter zu sehen. Sie liefen mit mir nach Pamplona und waren begeistert von meinem Organisationssinn. Ich kannte den Weg und die Herberge, die ich ansteuerte: Casa Paderborn. Diese Herberge wird von deutschen Helfern von der Pilgerbrüderschaft in Paferborn betrieben. Von denen hatte ich im Vorfeld meinen Pilgerausweis bestellt. Die Herberge öffnete just in time als wir dort ankamen. Die Herbergen öffnen in der Regel gegen 12 Uhr und morgens gegen 8 Uhr muss man sie verlassen. Ich hatte gehört, dass sie Herberge sehr beliebt ist uns hoffte natürlich auf einen Platz. Wir hatten Glück! Die beiden älteren Damen führten uns in die relativ kleinen Zimmer. Kurz vor der Herberge trafen wir Corine (Niederlande) und nahmen sie mit. Jakopo kam ebenfalls kurz nach uns. Er war ganz schön fertig und buchte sich ebenfalls ein. Wir waren zu 8 auf den Zimmer und es war ganz schön eng, aber unter Pilgern ist man enorm umsichtig untereinander. Nach der obligatorischen Dusche ging ich mit Corine in die Stadt. Wir machten etwas Sightseeing und aßen ein paar Tapas. Zurück im Hotel habe ich etwas gechillt. 

Dann kam Stefano, ein älterer Italiener den die Jungs bereits kannten. Er wollte sich zum Abendessen mit uns in einem Restaurant treffen. Ich war dabei! Wir gingen später zum Treffpunkt. Allerdings waren die anderen nicht da. Wir irrten etwas rum... Dann kam Stefano und wollte zuerst bei der für Pilger angebotenen Kirchentour mitmachen. Hä?! Ich dachte wir wollten essen?! Alles etwas unorganisiert... Irgendwann verloren wir Stefano und suchten ihn, Luciano und Fabrizzio. Erfolglos. Wir gingen an einem Delikatesse Laden vorbei und ich schlug vor uns Käse, Serrano Schinken und Wein zu holen. Meine Begleiter Ivan, Corine und Jakopo waren begeistert. Wir aßen lecker und entspannt in der Herberge und genossen den Abend. 

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Kommentare: 3
  • #1

    Holger (Samstag, 28 April 2018 17:09)

    Na, das klingt doch bis auf die Blase echt schön. Pilgerfreunde, alleine in der Natur nachdenken und die Natur genießen. Und dann noch abends das tun, was wir beide so gerne mögen: Wein und Käse genießen! Lass es Dir weiter gut gehen und halte durch!

  • #2

    Maike (Sonntag, 29 April 2018 07:48)

    Liebe Sylwia, es ist total faszinierend, deine Berichte zu lesen und die Fotos zu sehen! Weiterhin viel Glück auf deinem Weg!

  • #3

    Rike (Montag, 30 April 2018 20:34)

    Hey Sylwia - schöne Fotos und spannende Berichte :-)
    wünsche Dir weiterhin eine tolle Zeit!