Der kommunikative Weg nach Larrasoaña

Morgens beim Frühstück traf ich Charls, Harald und Mitja (Slowakei), mit denen ich am Vorabend bereits zu Abend gegessen habe. 

Danach ging's los und ich plante, dass ich wahrscheinlich in Zubiri über Nacht bleibe.
Das Wetter war ganz wunderbar, blauer Himmel und Sonne. Die Wege führten oftmals durch Kiefernwälder. Ganz idyllisch. 

Ich sprach einige Zeit mit Trine aus Dänemark, die gerade ihren Job gekündigt hat und den Camino dafür nutzt herauszufinden was sie als nächstes macht. Später liefen mir Harald und Mitja über dem Weg und ich ging eine Zeit lang mit ihnen. Haralds Rucksack ist noch schwerer als meiner und er ist deutlich älter als ich. Einmal drehte er sich um, verlor das Gleichgewicht und wäre fast die Böschung runtergefallen, hätte Mitja ihn nicht aufgefangen. Das war ganz schön knapp... Sie erzählten mir, dass Charls nicht so fit ist und ihn die Überquerung der Pyrenäen ganz schön geschafft hat. Er wollte es heute ruhig und kurz angehen lassen. 

An einem Café traf ich ein amerikanisches Pärchen aus USA wieder, die ich bereits aus Orisson kannte. Ich gönnte mir eine kleine Pause mit Kaffee und einem frisch gepressten O-Saft. Trine gesellte sich kurze Zeit später ebenfalls zu mir. Dann kamen noch zwei Amerikaner die ich aus Orisson kannte, mit einem jungen Mann, Jakopo aus Passau. Sie meinten, dass ich ebenfalls aus Deutschland komme. Jakopo und ich kamen ins Gespräch und liefen den restlichen Tag zusammen. Es war sehr lustig und unterhaltsam. Jakopo macht demnächst seine Prüfung zum Notfallassistenten und will danach Medizin
Immer wieder trafen wir andere Pilgerer und man sprach immer wieder miteinander. Da war ganz schön viel "Pilgerverkehr" auf dem Weg. 

Bei Zubiri entschied ich mich dazu noch weiter zu laufen. Auch wenn es ganz schön warm war in der Sonne. Ich fühlte mich fit und dachte auch daran, dass sich dadurch der kommende Weg nach Pamplona verkürzt. Dort wollte ich gerne früh da sein und etwas mehr entspannen.
Wir liefen dann noch ein paar Kilometer weiter und blieben in Larrasoaña. In der einen Herberge, die in meinen Reiseführer empfohlen wurde, bekamen wir die letzten beiden Plätze. Es war ein 6er Zimmer und kurz nachdem wir es bezogen haben, kamen die anderen Mitbewohner, alles Männer. Ok, dachte ich mir... Den einen kannte ich bereits aus Roncesvalles, da er im Bett unter mir lag. Luciano aus Argentinien bereist zwei Monate lang Europa und läuft u.a. den Jakobsweg. In Deutschland muss er sich entscheiden, ob er sich München, oder Berlin anschaut. Beide Städte schafft er nicht. Ich hab ihm München empfohlen. 🤠 Die anderen beiden waren Ivan (Kroatien) und Fabrizzio (Brasilien). Die Jungs fragten, ob wir mit ihnen zum Abendessen gehen wollten. Aber ich hatte an diesen Tag genug von den Menschenmassen und hab abgeleht. Zusätzlich herrschte zu diesem Zeitpunkt eindeutig zu viel Testosteron im Raum...
Ivan sagte, dass er ebenfalls nicht mit will. Er wollte frische Zutaten kaufen und etwas kochen. Das Essen die letzten Tage war ihm zu viel Fast Food. Ich konnte das gut nachvollziehen... Ich ging mit in Supermarkt und entschied mich beim Kochen mitzumachen. Im Supermarkt/Bar herrschte eine laute Partystimmung. Das war mir eindeutig to much. Wir teilten uns den Einkauf und entschieden uns für ein Gemüseomelett. Ivan bot an sich um das Essen zu kümmern. Ich sollte mich draußen hinsetzen und entspannen. Gesagt getan. Ich genoß mein Alster in der Sonne. 

Eine Frau sprach mich an, Hanna aus Deutschland, und erzählte dass sie Charls getroffen hat und er von mir erzählt hat. Sie kommt ebenfalls aus der Nähe von Hannover, aus Sehnde! Und wurde ebenfalls in Polen geboren. Was für ein Zufall! Sie wandert unheimlich gerne, vor allem im Harz. Vielleicht gehen wir nach dem Camino mal zusammen wandern.

Das Essen , welches Ivan zubereitet war herrlich und vielfach besser als das Pilgermenü vom Vortag. Er erzählte mir, dass er aus Split kommt, beim Militär ist und vor einiger Zeit seinen 10-jährigen Sohn verloren hat. Er hatte auch harte Zeiten mit seiner Ehefrau, die sie mittlerweile aus den Weg geräumt haben. Er will auf dem Camino wieder ins Reine kommen. 

Endlich schaffte ich es Holger per Whatts App Video zu erreichen. Immer wieder er auch von den anderen Pilgern, die mich bereits kannten begrüßt. Lustig!😃
Ich konnte nicht einschlafen, plante den nächsten Tag und bereitete alles vor. Jakopo kam und erzählte, dass er ganz schön betrunken sei, weil er mit den anderen zu viel Wein getrunken hat. Ich musste über ihn lachen!


Blessuren

Eins vergaß ich noch aufzuschreiben. Ich schreibe mit einigen Tagen Verzögerung und es passiert so viel... Also: ich bekam am Dienstag (am dritten Tag) eine Blase, an den vorletzten kleinen Zeh, unten. Aua. Tja, wie gehe ich vor? Ich informierte mich und entschied mich dazu sie mit einer desinfizierten Nadel durchzustehen. War ok, ich lief den Nachmittag mit Flip Flops, es war warm. Unter Pilgern spricht man auch viel über seine Blessuren. Ivan erzählte, dass er ebenfalls eine hat. Ich bot ihm an, sie mir anzuschauen. Er hatte zur Behandlung nichts dabei. Seine Blase war viel übler als meine, vorne am Zeh, bis unter den Nagel. Die ersten von euch freuen sich sicher bereits über die Details. 😂 Sie war schon offen und ich habe sie lediglich desinfiziert. Zusätzlich gab ich Ivan mein Blasenpflaster (von decatlon, sehr empfehlenswert!). Fabrizzio und Ivan haben mit Knieschmerzen zu kämpfen (sind beide so um die 50 Jahre alt). Ich gab ihnen mein Voltarengel. 


Auf Sachen verzichten

Mein Rucksack wird übrigens immer leichter. Nicht nur, weil ich Dinge, die ich aktuell nicht benötige an andere abgebe, sondern weil ich mich ganz bewußt von Dingen trenne. In Roncesvalles gab's einen Tisch, wo man Sachen dalassen konnte und sich auch nehmen konnte, was man braucht. Ich ließ mein Trockenschampoo (heute frage ich mich warum ich es mitgenommen habe?! Originalgröße und komplett voll!!!), Brillenputztücher und noch etwas zurück. Ich weiß nicht mehr was, war scheinbar nicht so wichtig... Viele "Sachen", die ich sonst immer "brauche", sind hier unwichtig und "belasten" einen nur.

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Kommentare: 2
  • #1

    Holger (Samstag, 28 April 2018 10:03)

    Auf dem Camino wird es scheinbar nie langweilig. Toll was du alles erlebst. Wahrscheinlich gibt es im Herbst einen Pilgertreff in Burgdorf ���

  • #2

    Michaela G. (Samstag, 28 April 2018 12:56)

    Spannend was du so lerlebst. Schön, dass du so schnell Kontakt knüpfst und auch unterwegs immer mal wen zum quatschen hast.
    Lass es dir gut gehen!